Neues Allzeithoch: Bitcoin über 111.000 Dollar

Bitcoin hat es wieder getan: Knapp ein halbes Jahr nach dem letzten Allzeithoch bricht Bitcoin seine eigenen Rekordpreise. Mit mehr als 111.000 Dollar ist Bitcoin mehr wert als je zuvor. Und das am Bitcoin-Pizza-Tag.

Jede Profession hat Wörter, die sie liebt, und Wörter, die sie hasst. Bei uns Bitcoin-Journalisten dürften „Allzeithoch“ und „Pizza“ zwei der Wörter sein, die sich am schönsten tippen. Und zum Glück haben wir immer wieder das Vergnügen, sie zu verwenden.

Zum Beispiel ist heute die perfekte Gelegenheit, Allzeithoch und Pizza zu sagen. Just am Bitcoin-Pizza-Tag, der feiert, dass Laszlo Hayek am 22. Mai vor nunmehr 15 Jahren erstmals eine Pizza mit Bitcoin bezahlte – und zwar für satte 10.000 Bitcoins -, knackt Bitcoin ein neues Allzeithoch.

Nachdem Bitcoin im April auf unter 70.000 Dollar gefallen war, stieg die Kryptowährung den Mai hindurch ziemlich konstant an, um nun, da der Monat sich dem Ende neigt, ein neues Allzeithoch zu knacken. Es geschah heute morgen, kurz vor sechs, bei etwa 111.760 Dollar. Das ist, fürs erste, unsere neue Marke.

Die Pizza, die Laszlo vor 15 Jahren kaufte, wird damit mehr als eine Milliarde Dollar teuer.

1-Jahres-Kursverlauf von Bitcoin nach coinmarketcap.com

In Euro ist das Allzeithoch schwieriger zu greifen. Im Januar lag der Preis für einige Tage über 100.000 Euro – heute ist er immer noch unter 98.000. Es ist nicht viel, aber es fehlt noch etwas.

Bitcoin-Preis in Euro im Jahreschart nach Bitcoin.de

Der Grund ist einfach: Im Januar hatte der Eurokurs einen Tiefpunkt mit gut 1,02 Dollar erreicht, während er nun, mit 1,13 Dollar, sehr viel stärker dasteht. Aber vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Bitcoin auch in Euro ein neues Allzeithoch nimmt.

Eurokurs nach onvista.de

Bitcoin steht, einmal mehr, stärker da als je zuvor. Und wenn Bitcoin stark ist, dann ist der Kryptomarkt auch stark. Oder?

Im Kern trifft die alte Regel natürlich zu, dass Bitcoin alle anderen Kryptowährungen mit sich zieht. Aber es gibt einige Einschränkungen. Erstens hat die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen noch kein neues Allzeithoch erreicht. Sie steigt, ja, aber sie hat noch nicht den Höchststand aus dem Dezember 2024 getoppt.

Bitcoin setzt sich vom Markt ab, was sich in einer steigenden Bitcoin-Dominanz niederschlägt:

Seit rund zweieinhalb Jahren gewinnt Bitcoin immer mehr Marktanteile. Mit rund 63 Prozent ist Bitcoin so dominant wie zuletzt 2021, und sollte der Indikator noch ein Stückchen weiter steigen, auf etwa 70 Prozent, wären wir zurück in Verhältnissen, die man nur aus 2017 kennt.

Zweitens: Bei all dem verhalten sich nicht alle Kryptowährungen gleich. Manche verlieren mehr gegen Bitcoin, manche weniger, und manche gewinnen sogar. Das Sorgenkind ist einmal mehr Ethereum, das sich nur zaudernd, fast schon widerspenstig, von Bitcoin mitziehen lässt und noch weit von den Höchstständen Ende 2024 und Anfang 2025 entfernt bleibt (die ja selbst noch nicht einmal ein Allzeithoch waren).

Besser sieht es bei Ripple (XRP) aus, auch wenn es mir ein Rätsel ist, warum. Ripple ist weiterhin ein ultra-zentralisierter Coin, dessen Geldmenge weiterhin zu fast 50 Prozent in den Händen von Ripple Labs liegt, während der Coin wie eh und je keine echten User hat und dessen Transaktionsgeschehen seit 2020 stagniert.

 

Eher verhalten schlägt sich auch der Memecoin Dogecoin. Immerhin erholt er sich von seinem Wahnsinnsritt auf beinahe 50 Cent, ist aber noch weit vom Allzeithoch entfernt.

Wohingegen Tron (TRX) einen konstanten Aufstieg hinlegt. Kaum eine Kryptowährung läuft so stabil aufwärts wie die Blockchain, auf der vor allem Transaktionen mit dem Stablecoin Tether (USDT) stattfinden.

Alle anderen Coins weit in den Schatten stellt dagegen der Privacycoin Monero (XMR):

Monero hat den Ausbruch, der ihn Ende April auf mehr als 300 Dollar katapultierte, nicht wieder abgebaut, sondern genutzt, um stetig, aber aggressiv zu steigen und nun bei knapp 400 Dollar zu stehen.

Nicht alles steigt also gleich stark. Wie immer bietet der Krypto-Markt die Chance, die Gewinne von Bitcoin zu verpassen, aber auch zu toppen.

Die vermutlich interessantere Frage ist aber: Warum? Warum steigt Bitcoin ausgerechnet jetzt so massiv? Gibt es einen guten Grund für das neue Allzeithoch?

Angebot und Nachfrage

Zunächst einmal drückt die generelle Situation von Angebot und Nachfrage den Preis nach oben. Es gibt immer mehr Unternehmen, die es zu ihrer Strategie machen, Bitcoins zu kaufen, allen voran MicroStrategy, aber auch MetaPlanet in Japan, die Blockchain Group in Frankreich und andere.

Dazu kommt die Nachfrage durch ETFs, durch Vermögensverwalter und die ersten Staatsfonds. Während Trumps Pläne für eine föderale Bitcoin-Reserve bereits Gestalt annehmen, haben die Bundesstaaten Arizona und New Hampshire Gesetze verabschiedet, die eine staatliche Bitcoin-Reserve zulassen. Und erst gestern hat der Senat in Texas einen Gesetzesvorschlag beschlossen, der ebenfalls eine Bitcoin-Reserve zulässt.

Es zeichnet sich also eine starke und dauerhafte Nachfrage durch Unternehmen und Institutionen ab. Bei einem Preis von rund 100.000 Dollar dürfte diese nicht durch die neu erzeugten Coins zu decken sein. Solange nicht alte Holder aussteigen, muss der Preis schon beinahe zwingend steigen.

Der folgende Chart von Bitcoin Magazine Pro zeigt, wie lange welche Teile der Bitcoin-Geldmenge gehalten werden:

Wie man sieht, nehmen die Anteile von Bitcoins, die seit mehr als drei Jahren gehalten werden, seit 2022 beharrlich zu. Bisher stützen die Langzeit-Hodler den Aufwärtsdruck, und es sieht auch nicht so aus, als würde sich dies in absehbarer Zukunft ändern.

Aber das ist nicht der einzige Grund.

Die zweite Tranche der FTX-Auszahlung steht an

Ab dem 30. Mai wird der Insolvenzverwalter der kollabierten Börse FTX eine zweite Tranche an Auszahlungen an die Gläubiger vornehmen. Über Kraken und BitGo werden rund fünf Milliarden Dollar an User der Börse ausgezahlt. Diese werden das Geld in Dollar erhalten – und darin vielleicht eine gute Gelegenheit sehen, es in Bitcoins zu investieren.

Die erste Auszahlungswelle fand bereits im Februar statt. Sie verteilte rund 1,2 Milliarden Dollar an User, die Ansprüche über weniger als 50.000 Dollar hatten. Die zweite Welle wird größer sein und User mit tieferen Wallets betreffen. Man kann davon ausgehen, dass sie den Markt stärker beeinflussen wird – und vermutlich hat der Markt das, zumindest in Teilen, bereits antizipiert.

Insgesamt wird der Insolvenzverwalter übrigens 16 Milliarden Dollar auszahlen. Dementsprechend stehen für dieses Jahr vermutlich noch Liquiditätsspritzen von fast 10 Milliarden Dollar an.

Hohe Zinsen für US-Staatsanleihen

Möglicherweise spielt zudem noch ein „Makro-Event“ in den Kurs hinein. Solche Zusammenhänge sind mit Vorsicht zu genießen, da aus ihnen eher Spekulationen als Tatsachen sprechen.

Das US-Finanzministerium hielt gestern eine Auktion über Staatsanleihen mit einer 30-jährigen Laufzeit ab. Das Interesse der Märkte, der USA über mehrere Jahrzehnte Geld zu leihen, blieb aber begrenzt, so dass die Zinsen für die Staatsanleihen auf mehr als fünf Prozent stiegen – der höchste Stand seit zehn Jahren. Trotz der harschen Maßnahmen scheint es der Regierung Trump nicht zu gelingen, das Haushaltsdefizit der USA in den Griff zu bekommen.

Robert Kiyosaki, Autor von „Rich Dad, Poor Dad“, tweetet: „Die Partie ist vorbei. Hyperinflation kommt. Millionen, junge wie alte, werden finanziell ausgelöscht werden. Gute News: Gold wird auf 25.000 Dollar (je Unze) steigen, Silber auf 70, Bitcoin auf 500.000 bis eine Million“. Das „ENDE“, vor dem Kiyosaki längst warnte, „ist HIER.“

Natürlich gehört Kiyosaki zu den vielen Crash-Propheten, die so lange und ausdauernd vor einem Crash warnen, dass sie dann, wenn er einmal kommt, in jedem Falle richtig liegen. Abgesehen davon, dass er mit seiner Prognose, dass Bitcoin auf mehr als 500.000 Dollar steigt, seine 2,7 Millionen Follower erreicht, ist die Lage durchaus brisant.

Schon vergangene Woche blieb die Nachfrage für 20-jährige Staatsanleihen unbefriedigend, während die Rating-Agentur Moodys den USA die Bestnote für die Kreditwürdigkeit entzog. Auch in Japan und Großbritannien stiegen die Zinsen für langfristige Anleihen, womit diesen Ländern wiederum die Liquidität fehlt, um US-Staatsanleihen zu kaufen.

Die Zinssätze sind noch ein gutes Stück von apokalyptischen Höhen entfernt. Aber der plötzliche Ausbruch signalisiert, dass das System, in dem Schulden mit neuen Schulden bedient werden, nicht ewig weitergehen wird. Der Dollar wird zum Risiko – und Bitcoin zum Rettungsboot.

Quelle: bitcoin.de